Geschichte von K. B. Die wunderbare Nuss
In einem kleinen Dorf im fernen Land kam zur Winterzeit ein fremder Mann vorbei. Er hatte auf seinem alten abgewetzten Mantel einen seltsamen Sack aufgehuckelt. Aus diesem holte er immer eine große Nuss heraus und schenkte sie jedem, den er antraf. Zusätzlich gab er noch ein unscheinbares, beschriebenes Blatt mit und bemerkte dazu, dass es sehr wichtig wäre, dieses Blatt aufmerksam zu lesen. Es würde den Zweck dieser Nuss erklären.
Die Dorfbewohner waren erstaunt über dieses eigenartige Geschenk und betrachteten die Nuss neugierig. Sie hatte eine andere unbekannte Form und vor allem spiegelte sich das Licht in ihr. Ja, es war so, als ob diese Frucht ganz eigenartig leuchtete.
Vor allem, wenn man sie in der Nähe von Kerzenlicht stellte, flackerte sie ganz wunderschön. Deshalb nahmen die allermeisten Leute gar keine Notiz von dem Blatt Papier und legten es zur Seite.
Die Nuss aber nahmen sie und legten sie in ihre gute Stube auf einen besonders sichtbaren Platz und weil ihnen die langen Winternächte so langweilig waren und die Dunkelheit ihre Gemüter belastete, zündeten sie fast alle Abende die Kerzen an und freuten sie an dem wunderschönen Licht.
Die Menschen im Dorf hatten alle eine unheilbare Krankheit. Viele von Ihnen lagen schon in den mittleren Jahren ihres Lebens darnieder und mussten sich pflegen lassen, weil ihre Glieder Ihnen ihren Dienst versagten.
An einem Abend nach vielen Jahren wurde wieder das „Nussfest“ gefeiert und wieder freuten sich die Dorfbewohner über ihre geheimnisvolle Nuss, die bei Kerzenlicht so wundersam leuchtete.
Ein kleiner Knabe, voller Leseeifer, dessen Vater auch an jener schrecklichen Krankheit litt, entdeckte das Blatt, das zusammengefaltet in einem zugeklebten Umschlag auf dem Schrank lag. Er pustete die Staubschicht weg und machte ganz verstohlen den Umschlag auf und las die Anleitung zum richtigen Gebrauch der Nuss. Dort stand: Nimm diese Nuss und spalte sie. Unter ihrem äußeren Kern befinden sich zwei Fruchthälften. Iss die eine Hälfte und vergrabe im Frühjahr die andere in deine beste Gartenerde. Daraus wird ein wunderbarer Baum werden, der alle Jahre Früchte bringt, die dir das Heil bringen.
Der Junge erzählte das seinen Eltern, die erst lange zögerten, diese schöne Nuss zu spalten.
Aber ihr Sohn bat sie jeden Tag darum, so dass doch eines Morgens der Vater die Nuss mit einem Messer spaltete und die beiden inneren Früchte sah. Ganz benommen aber doch mutig traute er sich ein Stück von der inneren Frucht zu essen. Er wurde davon sehr müde und legte sich ins Bett.
Am nächsten Morgen sprang er ganz aufgeregt und freudig aus seinen Federn und konnte alle seine Glieder ohne Schmerzen bewegen.
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