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13.12.2024
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Teufel

 (Spalte 1389 - 1392 Lexikon zur Bibel - von Fritz Rienecker - Brockhaus Verlag Wuppertal 1976)

 

I) Sprachliche Deutung

 

1) Das dt. Wort T. kommt vom griech. diabolos »Verleumder, Entzweier«, das schon die LXX gebraucht, um das hebr. Wort "Satan" zu übersetzen, das den Ankläger vor Gericht, den Gegner und Feind und schließlich den T. bezeichnet.

Feind (griech. echthros) ist auch die spezielle Bezeichnung des T. im Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen (Mt 13,24ff; vgl. Lk 20,19). Der T. oder Satan (griech. satanas) ist im absoluten Sinn Feind Gottes, seines Reiches und der Menschen; durch sein Wirken als Versucher (griech. peirazôn; Mt 4,3; 1. Thess 3,5) will er Gott und Menschen auseinander bringen (1. Mo 3; Mt 4; Lk 4). Wohl unter Anspielung auf 1.Mo wird der T. in der Offbarung auch Drache und alte Schlange genannt (Offb 12,9; 20,2).

 

2) In Kennzeichnung seines Wesens heißt der T. auch »der Böse« schlechthin (griech. ho ponaeros), was die LÜ in verschiedener Weise als »der Arge« (Mt 13,19; 1 Joh 3,22; 5,18) oder »der Bösewicht« (Eph 6,1,6; 1 Joh 2,13.14) wiedergibt. Dass mit »dem Bösen« hier wirklich der T. gemeint ist, zeigen die Parallelstellen zu Mt 13,19, wo Satan (Mk 4,15) und T. (Lk 8,12) steht.

An einigen Stellen lässt die griech. Wortform aber offen, ob »der Böse« oder »das Böse« gemeint ist. Die wichtigste dieser umstrittenen Stellen ist Mt 6, 13 im "Unser Vater".

Die Ostkirche bezieht sie unmittelbar auf den T. als den Bösen, in der abendländischen Kirche hat die Deutung auf »das Übel« den Vorzug erhalten, der auch die LÜ folgt. Luther selbst aber zeigt im Großen Katechismus, dass er in dieses Übel den T. mit einbezieht, den »argen, boshaften", den Hauptfeind. Auch die Aussagen in Mt 5,37; 13,38; Joh 17,15 gewinnen an Klarheit und Schärfe, wenn man sie statt auf ein allg. »Übel« oder die »Bosheit« auf den T. bezieht, in dessen Gewalt die Welt liegt (1 Joh 5,19).

 

3) Als »Fürst dieser Welt« (griech. ardchôn tou kosmou toutou; Joh 12,31; 14.30; 16,11) ist der T. der große Gegenspieler des Erlösers. Er kann als Fürst dieser Welt ihre Reiche verschenken (Lk 4,6). Paulus nennt ihn sogar »Gott dieser Welt« (2 Kor. 4,4), der die Gott gebührende Ehre in dieser Welt auf sich zieht. Der T. ist weiter »der Starke«, der seinen Hausrat bewacht Mk 3,27 par.). Im Herrschaftsbereich des T. befinden sich die unerlösten Menschen (Apg 26,18) und nur Gott kann sie daraus befreien (Kol 1,13).

 

4) Schließlich kann das Wort T. auch böse Geister (5 Mo 32,17; Ps 106,37; vgl. —. Feldteufel), Dämonen (griech. daimonion; Mt 7,22; Mk 9,38; Lk 8,2) bezeichnen. Das griech. Wort erinnert wohl an die heidnische Dämonenanschauung, doch ist bei seiner Verwendung im NT jede Vergöttlichung des Dämonischen beseitigt; das volkstümliche Gefühl des Grauenhaften dagegen bleibt erhalten und wird vertieft zur Einsicht in die Dämonie böser Geister, in denen der Wille des einen Satans wirksam ist, das geistliche und leibliche Leben der Menschen zu zerstören. Diese bösen Geister aber erkennen Jesus von vornherein als den Stärkeren an (Mt 8,29.31; Mk 2, 24).

 

II) Die Teufelsauffassung im Rabbinischen

 

Nach spätjüd. Anschauung ist der Satan oder T. als Sammael einer der vornehmsten Engelfürsten im Himmel gewesen. Aus Neid, Wollust und Herrschsucht hat er das erste Menschenpaar verführt. Als Werkzeug diente ihm die Schlange, von der in der rabbinischen Literatur Aussagen gemacht werden, die im letzten Grunde vom T. selber gelten. Die Engel, die sich an seinem Werk beteiligten, heißen »Engel Satans«; er selbst wird als das »Haupt aller Satane« bezeichnet. Drei verderbliche Tätigkeiten werden ihm beigelegt: er reizt und verführt die Menschen zur Sünde; er verleumdet und verklagt sie bei Gott; er bringt den Tod als Strafe für die Sünde über sie (StB 1, S. 136ff)

 

 

III) Verhältnis zu heidnischen Teufelsvorstellungen

 

Im griech. Volksglauben bezeichnet »Dämon« ein Wesen mit übermenschlicher Macht; man denkt weithin an Geister Verstorbener (Animismus). Die Dämonen sind launisch und unberechenbar. Der Mensch begegnet ihnen durch magische Mittel, sucht sie zu besänftigen, zu beherrschen oder von sich fernzuhalten. Diese volkstümlichen Vorstellungen suchte die griech. Philosophie umzubiegen in die Anschauung vom Dämon als einer göttlichen Macht; das Dämonische wird nicht in Gegensatz zum Göttlichen gestellt, sondern erscheint ihm gleichgeartet.

In der pers. Religion ist der Böse die Personifikation naturhafter Gewalt. Durch das ganze Sein geht die Zweiteilung von Gut und Böse (Dualismus). Der wesentliche Unterschied zur biblischen Teufelsauffassung besteht darin, dass der T. als ein selbstständiges. von der Gottheit unabhängiges Prinzip aufgefasst wird, während er in der Bibel ein durchaus Gott unterworfenes Wesen ist, also kein ebenbürtiger Gegenspieler Gottes.

Zwischen den Gestalten des babyl. Geisterglaubens und dem Bild des Satans und der Dämonen in der HS zeigen sich gelegentlich äußere Anklänge, ohne dass es sich um wirkliche innere Abhängigkeit handelt. Es ist aber durchaus möglich, dass die Verfasser der biblischen Bücher an bekannte Vorstellungen ihrer Umwelt angeknüpft haben, wo sie von der Wirklichkeit dämonischer Mächte zu reden hatten.

 

IV) Theologische Sinndeutung

 

1) DIE EXISTENZ DES TEUFELS.

Die HS bezeugt in ihrer Gesamtheit die wirkliche personale Existenz des T. und seines Anhangs. Die konkrete Art der biblischen Schilderung, die Fülle unmittelbarer Hinweise auf die Existenz des T. verbietet uns, einen nur mythologischen Charakter der gefallenen Engel anzunehmen.

Von Teufelsmythologien zu sprechen, wird weiterhin dadurch unmöglich, dass sowohl die bewährten als auch die gefallenen Enge stets als Geschöpfe Gottes erscheinen und niemals als gottähnliche oder gar gottgleiche Wesen. Es ist die unheimliche Tatsache des Sündenfalls, dass es von Gott geschaffene Wesen gibt, die in ihrer innersten Gesinnung auf das Böse gerichtet sind. Vor allem sind es drei Stellen im AT, die das Vorhandensein solcher personaler Feinde alles Guten bezeugen: Hi 1,6ff; Sach 3,1ff und dann wohl auch 3 Mo 16,7ff (- Asasel). Über die Zahl der T. gibt die HS keinen Aufschluss; es scheint, dass nur von einem, dem T. (diabolos ist stets Einzahl) oder Satan gesprochen wird. Er erscheint Oberhaupt eines dämonischen Reiches; in Mt 12,24 wird er "Beelzebub", der Oberste der Dämonen genannt, und wiederholt ist von seinen Engeln oder Boten die Rede (Mt 25,41; 2 Kor 12,7; Offb 12,7) Der unsaubere Geist in Mk 5,9 bezeichnet sich selbst als »Legion« und sagt: »denn wir sind unser viele.«

 

2) DAS WESEN DES TEUFELS.

 

Der T. ist offenbar einer von den »Engeln, die gesündigt haben« (2 Petr 2,4; Jud 6; Joh 8,44 vgl. -+ Hochmut). Seinem Wesen nach ist er also geschaffener Geist und daher frei von der Gebundenheit und Schwere des Stoffes. Der T. ist eine Persönlichkeit; das wird bezeugt durch das persönliche Auftreten des T. Jesus gegenüber; ihm ist die Macht

gegeben sich sogar mit dem Sohn Gottes zu messen, indem er ihn versucht (Versuchung; Mt 4;Lk 4). Die Aussprüche Jesu beweisen, dass dem T. Großmacht zusteht: er ist der Fürst dieser Welt (Joh 12,31; 14,30; 16,11) und hat auch die Macht, »alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit« (Mt 4, 8) »in einem Augenblick« (Lk 4,5) vorzuführen. Eph 2,2; 6,12 spricht ebenfalls von dieser Macht des T.

 

In der geistigen Wesensart des T. liegt begründet, dass er sich im Dienste seiner Verführungsabsicht an den Menschen sogar in einen »Engel des Lichtes« verwandeln kann (2 Kor 11,14). Im Hiob-Prolog (Hi1,6ff; 2,1ff) tritt er vor Gott auf, der mit ihm redet. Obwohl von Gott verworfen und dereinst endgültig verdammt, erscheint er im Buch Hiob doch noch in einem gewissen Verhältnis zur Himmelswelt.

Wesen und Wirken des T. deutet uns Joh 8,44. Jesus nennt ihn einen »Menschenmörder von Anfang«, der nicht in der Wahrheit bestanden und durchaus seinem eigensten Wesen treu ist, wenn er »die Lüge redet«, weil er »ein Lügner« ist und ein Vater der Lüge. Sein tödlicher Hass gegen die Menschen ist begründet im Schöpferauftrag an den Menschen, sich als Ebenbild Gottes die Erde untertan zu machen (1 Mo 1,28). In diesem Menschenhass liegt der Hass des T. gegen Gott selbst verborgen.

Die Lüge aber, deren Vater der T. ist, bedeutet in ihrer Grundform Wohlgefallen am Nichtsein; sie ist das Bestreben, die Unwirklichkeit an die Stelle der von Gott geschaffenen und daher in ihrem Wesen guten Wirklichkeit zu setzen. Der T. will Unwahrheit statt Wahrheit, er will Finsternis statt Licht; er will den Tod statt des Lebens, das Christus ist und bringt (Job 14,6; 10,11). Der T. hat das Bestreben, sich als Nichtgott an Gottes Stelle zu setzen und für Gott zu gelten (vgl. 2 Thess 2,4); er will Gott gleich sein (vgl. 1 Mo 3,5), und das ist Hochmut und Lüge.

 

3) DAS WIRKEN DES TEUFELS

ist die Sünde. »Wer Sünde tut, der ist vom T. denn der T. sündigt von Anfang« (1 Joh 3,8). Der T. herrscht in der Luft mit den bösen Geistern und Dämonen (Eph 2,2; 6,12; 1 Kor 8.5); er durchläuft die Erde und gibt acht auf die Menschen, um sie zur Sünde zu verleiten. Er erscheint vor Gott als der Widersacher der Gläubigen, als ihr Verkläger (Offb 12,10). Er geht umher wie ein brüllender Löwe (d. h. in der Nachahmung Gottes: Hos 11,10 vgl. Jes 31,4) und sucht, wen er verschlinge. Da heißt es Widerstand zu leisten und festzustehen im Glauben (1. Petr 5,8.9).

 

Die ntl. Gemeinde ist ein immer neuer Anstoß für das Wirken des T. in der Welt (vgl. Offb 12,17). Am Ende der Zeit wird er die äußerste Kraftanstrengung versuchen; es wird ihm gestattet sein, eine kurze Scheinherrschaft aufzurichten und solche Verführungskünste zu entfalten (vgl. Antichristus), dass auch für die Auserwählten die Versuchung zum Abfall groß sein wird (Mt 24,24 Mk 13,22). Aber mitten in diese Scheinherrschaft des T. wird wie ein Blitz aus heiterem Himmel Christus erscheinen (Mt 24,27.30; vgl. Wiederkunft Jesu) und seiner Macht ein Ende bereiten (2 Thess 2,8; Offb 19,20f).

 

Der T. wird für 1000 Jahre gebunden werden (Offb 20, 1 3; vgl. — Tausendjähriges Reich), danach aber noch einmal die Möglichkeit haben, die Menschen zu verführen, ehe ihn Gott endgültig vernichtet (V 7-10). Paulus bittet darum, dass Gott den T. »in kurzem« zertrete (Röm 16,20). In der Zwischenzeit kann der T. aber noch weiter versuchen, das Erlösungswerk Christi zu stören; die Gewalt des Todes jedoch ist ihm durch den Kreuzestod Jesu genommen (Hebr. 2,14).

Wohl kann der T. die Menschen verblenden, dass sie das Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi nicht sehen und nicht zum Glauben an Christus kommen (2 Kor 4,3ff); er kann das Wort fortnehmen (Lk 8,12) und Unkraut in ihre Herzen streuen (Mt 13,37—39).

Er kann sich der Irrlehrer als Werkzeuge bedienen (2 Tim 2,26), er kann sich selbst in einen Engel des Lichtes verwandeln, und es ist nichts Besonderes, wenn sich seine Diener als Diener der Gerechtigkeit ausgeben (2 Kor 11,13—15). Dem endgültigen Urteil Gottes aber kann er nicht entrinnen (Mt 25,41).

Die unerlöste Welt ist voller Angst vor den bösen Geistern, seiner Gemeinde aber hat Christus Macht über sie gegeben (Mk 16,17; Lk 9,1 Apg 16,18). Die Glaubenden haben den Bösen überwunden (1. Joh 2,13.14), und wo sie ihm widerstehen, flieht er von ihnen (Jak 4,7). Denn wer an Christus gläubig geworden ist, der ist ein Kind des schützenden Vaters im Himmel, des allmächtigen Herrn auch über alle Teufel.